Sonntag, 11. August 2013

Karikatur Tageszeitung Mexiko-Stadt

Cartoon in Mexiko
Cartoon zur Korruption in Mexiko

Interview mit Cartoonist Edgar

 
Seit er nicht mehr in zwei Tageszeitungen täglich Karikaturen publiziert, ist es ruhiger geworden um Edgar, den einfallsreichen Cartoonisten aus der Provinzstadt Taxco in der Nähe von Mexiko-Stadt. Auch in seinem Leben ist es ruhiger geworden. Er verbringt zwar immer noch täglich einige Stunden in seinem Atelier, einem grossen Raum in einem historischen Kolonialgebäude mitten in der Stadt, wo noch andere alternative Künstler ihre Räumlichkeiten haben, doch der ganze Druck sei weg, meint er. Trotz aller Liebe zum Job sei es doch hektisch gewesen die ganze Pressearbeit. "Damals bekam ich am Nachmittag einen Auftrag, ohne Idee, ohne Vorgaben, nur ein Thema, zu dem ich etwas liefern sollte." Er sippt genüsslich an einer übergrossen Tasse Kaffee und erläutert: "Innert weniger Stunden musste ich die Situation erfassen, mir etwas Karikierendes ausdenken und es dann möglichst präzise, humorvoll mit erkennbaren Charakteren und bunten Farben zu Paper bringen – und das meist in aufwendiger Airbrush-Technik. Das war Spitzensport und hat mich vom Termindruck her oft an meine Grenzen gebracht."
 
Edgar war und ist ein Querdenker im besten Sinne. Er ist ein Komiker auf Papier, aber auch ein Archäologe der Gegenwart, er sieht, fühlt, spürt und denkt anders als die grosse Mehrheit. Gerade dies sei bestimmt sein Erfolgsgeheimnis gewesen, meint er lächelnd. Ob es nicht frustrierend sei, dauernd mit verschiedenen Pseudonymen trotz grossem Erfolg eigentlich gänzlich unbekannt zu sein? "Oh nein", sagt er sofort sehr bestimmt, "den ganze Rummel braucht kein Mensch!" Sein Wesen drückt sich auch in seiner Mimik, Gestik und Sprache aus. Er hat immer noch etwas Spitzbübisches an sich. Er liebt es Anekdoten aus seinem Leben von sich zu geben und analysiert sein Land Mexiko sehr kritisch, jedoch sprachlich genauso humorvoll, wie er es zeichnerisch umzusetzen weiss.
  
Edgar hat jedoch noch eine andere Seite, seine künstlerische Tätigkeiten gehen heutzutage mehr ums Ausdrücken von Gefühlen, Gedanken, Stimmungen und Träumen. Doch stets dreht sich alles sehr patriotisch um das Leben und Arbeiten in Mexiko wenn er seine Pinsel schwingt. "Doch ich lasse mir von niemandem mehr Vorgaben machen, die Themen und Motive fliessen sehr spontan nach Lust und Laune in die Gemälde ein. „Und gerade jetzt habe ich Lust auf einen weiteren Kaffee," sagt er überzeugt und dreht demonstrativ seine Tasse nach unten.
 

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