Cartoon zur Korruption in Mexiko |
Interview mit Cartoonist Edgar
Seit
er nicht mehr in zwei Tageszeitungen täglich Karikaturen publiziert,
ist es ruhiger geworden um Edgar, den einfallsreichen Cartoonisten
aus der Provinzstadt Taxco in der Nähe von Mexiko-Stadt. Auch in
seinem Leben ist es ruhiger geworden. Er verbringt zwar immer noch
täglich einige Stunden in seinem Atelier, einem grossen Raum in
einem historischen Kolonialgebäude mitten in der Stadt, wo noch
andere alternative Künstler ihre Räumlichkeiten haben, doch der
ganze Druck sei weg, meint er. Trotz aller Liebe zum Job sei es doch
hektisch gewesen die ganze Pressearbeit. "Damals bekam ich am
Nachmittag einen Auftrag, ohne Idee, ohne Vorgaben, nur ein Thema, zu
dem ich etwas liefern sollte." Er
sippt genüsslich an einer übergrossen Tasse Kaffee und
erläutert: "Innert weniger Stunden musste ich die Situation
erfassen, mir etwas Karikierendes ausdenken und es dann möglichst
präzise, humorvoll mit erkennbaren Charakteren und bunten Farben zu
Paper bringen – und das meist in aufwendiger Airbrush-Technik. Das
war Spitzensport und hat mich vom Termindruck her oft an meine
Grenzen gebracht."
Edgar
war und ist ein Querdenker im besten Sinne. Er ist ein Komiker auf
Papier, aber auch ein Archäologe der Gegenwart, er sieht, fühlt,
spürt und denkt anders als die grosse Mehrheit. Gerade dies sei
bestimmt sein Erfolgsgeheimnis gewesen, meint er lächelnd. Ob es
nicht frustrierend sei, dauernd mit verschiedenen Pseudonymen trotz
grossem Erfolg eigentlich gänzlich unbekannt zu sein? "Oh nein",
sagt er sofort sehr bestimmt, "den ganze Rummel braucht kein
Mensch!" Sein Wesen drückt sich auch in seiner Mimik, Gestik und
Sprache aus. Er hat immer noch etwas Spitzbübisches an sich. Er
liebt es Anekdoten aus seinem Leben von sich zu geben und analysiert
sein Land Mexiko sehr kritisch, jedoch sprachlich genauso humorvoll,
wie er es zeichnerisch umzusetzen weiss.
Edgar
hat jedoch noch eine andere Seite, seine künstlerische Tätigkeiten
gehen heutzutage mehr ums Ausdrücken von Gefühlen, Gedanken,
Stimmungen und Träumen. Doch stets dreht sich alles sehr patriotisch
um das Leben und Arbeiten in Mexiko wenn er seine Pinsel schwingt. "Doch ich
lasse mir von niemandem mehr Vorgaben machen, die Themen und Motive
fliessen sehr spontan nach Lust und Laune in die Gemälde ein. „Und
gerade jetzt habe ich Lust auf einen weiteren Kaffee," sagt er
überzeugt und dreht demonstrativ seine Tasse nach unten.
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